© Women Travel: In einem NGO der Aga Khan Foundation AKDN, Delhi 2024
Gedanken zum Frauenstreiktag, 14.06.2024
Liebe Interessentinnen, liebe Reisende
Seit über 30 Jahren reise ich in Indien, seit 25 Jahren biete ich Reisen in dieses faszinierende Land an. Ein Phänomen ist mir in all den Jahren aufgefallen : Wir treffen fast keine Frauen als Reiseleiterinnen. Warum?
Sichtbarkeit von Frauen erhöhen: Es gibt überall Reiseleiter, die Städte, Monumente und Begebenheiten der Destinationen erklären. Wenn ich nach Reiseleiterinnen frage, kommt meistens die Antwort: «Aus familiären Gründen ist es leider nicht möglich; Die Frauen werden zu Hause gebraucht; Die Frauen sind nicht so gerne unterwegs; Dieser Job ist nichts für Frauen.»
Reiseleiterinnen gibt es allerdings schon, ja, sie warten auf Arbeit. Sie werden jedoch nur eingesetzt, wenn die Crew der Männer ausgebucht ist. Z.B. Agra am Taj Mahal. Eines der schönsten Bauwerke der islamischen Welt zieht jährlich ca. 25 Mio Tourist:innen an. Angenommene zehn Prozent reisen in Gruppen mit Reiseleitung. Das ergibt einen riesengrossen Bedarf an Reiseleiter:innen.
Ich habe schon viele Taj Mahal Besichtigungen miterlebt – die Guides erzählen normalerweise Banalitäten und wiederholen, was sie schon seit 20 Jahren erzählen. Auch die jüngere Garde wiederholt, was im Guidebook steht oder was ihnen ihr Kollege erzählt hat. Die wenigen Reiseleiterinnen sind meistens jünger und offener für Dialoge, Gespräche und sie haben gut recherchiert. Die Frauen könnten Terrain gewinnen, wenn Ihr/Sie als Reisende explizit Reiseleiterinnen verlangt. Erst dann wird der Tourismus, das Travel Trade, umdenken. Erst dann erhalten die gut ausgebildeten Frauen die Möglichkeit, zu arbeiten und zu verdienen.
Was behindert die Frauen: Die klassische Gesellschaft mit der klassischen Rollenteilung – Mann im Beruf ausserhalb des Hauses, Frau im Haus – verhindert bisher, dass die Frauen am grossen Markt des Tourismus teilhaben können. Sie sind hoch qualifiziert, könnten das weibliche Bild aufzeigen und uns an der Frauenwelt teilhaben lassen.
Wunsch: Es ist sehr wichtig, dass Ihr nach Reiseleiterinnen verlangt, darauf achtet, dass Ihr Frauen-Rikshas bucht, verlangt nach Frauen. Die billigste Tour ist nicht die Beste, .
Eine Kleinigkeit? Nein, stellt Euch vor, Ihr wünscht eine Reiseleiterin, sie erhält dafür einen Lohn und Euer Trinkgeld – das ist Geld, das ihr alleine gehört. Das erhöht ihre finanzielle Unabhängigkeit. Die Begegnung mit Euch zeigt ihr Wertschätzung, Austausch, Freundschaft. Ein kleiner – grosser Schritt zur Gleichstellung. Ihr unterstützt damit die Frauen und somit die Frauenrechte.
Literaturtipps und Anregungen zum Thema Frauenleben in Indien:
Die Romane der Autorin Indu Sundaresan mit den Büchern wie «Die Herrin der Paläste» oder «Pfauenprinzessin / Taj-Mahal-Trilogie Bd.1» über Mehrunnisa, die berühmteste Herrscherin Indien, im 16. Jahrhundert.
Rokeya Sakhawat Hossain mit «Sultana’s Dream and selections from the secluded ones»:
«Sultanas Traum», das erstmals 1905 in einer englischen Zeitung aus Madras veröffentlicht wurde, ist eine witzige feministische Utopie – eine Geschichte über ein umgekehrtes Purdah (Bezeichnung für die in Pakistan und Indien verbreitete Form der islamischen Verschleierung der Frau), die eine Welt postuliert, in der Männer drinnen eingesperrt sind und Frauen den öffentlichen Raum übernommen haben, wodurch ein Krieg gewaltlos und gewaltlos beendet wird… Ein Klassiker.
Soma Mukherujee «Royal Mughal Laides and their contributions»: Die Studie befasst sich mit den königlichen Moguldamen aus der Zeit Babars bis Aurangzeb und mit ihren Leistungen, die bis heute Teil des reichen kulturellen Erbes sind. Das Buch ist nur in englischer Sprache erhältlich.
International Journal for Social Studies: Women and Literature in Medieval India
Rakesh Kumar, M.Phil Scholar, Dept. Of History, MDU Rohtak
Sonja Müller Lang
