Göttinnen und Götter gehören in Indien zum täglichen Leben. Sie werden auch von den rationalsten und coolsten Businesscracks konsultiert – etwa wann der Zeitpunkt für ein Geschäft günstig ist – und verehrt. Und sie werden wie Menschen behandelt, ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Sie erhalten Essen und Trinken, werden mit Süssigkeiten, Blumen und anderen Opfergaben günstig gestimmt.
Ein besonders schönes Beispiel dafür findet jeden Abend im Minakshi-Tempel in der Stadt Madurai im Bundesstaat Tamil Nadu statt, der besitzt zwei Hauptschreine besitzt. In ihm werden vor allem Shiva und seine Gattin Minakshi – so wir die Göttin Parvati hier genannt – verehrt. Dem Mythos zufolge haben die beiden in diesem Tempel geheiratet. Am Tag «arbeiten» sie jeweils von ihrem Schrein aus. Doch jeden Abend tragen Priester mit einer grossen Zeremonie Shiva zu seiner Minakshi.
Selbstverständlich sitzt Shiva standesgemäss in einer Sänfte, Trommeln und quäkend schrille Blasinstrumente begleiten den Umzug. Vor Minakshis Schrein angekommen, wird ein Fusstritt hingestellt, das Aussteigen für den Gott bequem ist und er seinen «ehelichen Pflichten» erfüllen und das Ehepaar die Nacht gemeinsam verbringen kann. Am Morgen wird Shiva wieder in seinen eigenen Schrein gebracht.
Inderinnen und Inder leben mit ihren Gottheiten in einer untrennbaren Symbiose. Ein Indienbesuch lässt uns unzählige Beispiele erleben und eröffnet uns eine faszinierende Welt voller Überraschungen.
Die Göttinnen sind gleichberechtigt, zu Shiva gehört wie oben beschrieben Parvati oder Minakshi. Uns beflügeln die starken Göttinnen Indiens auf unseren Reisen immer wieder. Auf dem Bild oben in der Mitte ist die Saraswati, die grosse Göttin des Lernens, der Sprache, der Wissenschaften, der Künste, Weisheit und der Musik.